WARSTEIN - Doris Raeder-Flaig hat eine Schwäche für Reiseberichte aus der ganzen Welt: „Früher bin ich oft unterwegs gewesen und habe viel von der Welt gesehen, jetzt gucke ich mir das ganze sehr gern im Fernsehen an.“ Im Herbst schaute sie einen Reisebericht über skandinavische Länder und wurde dabei auf ein Projekt aufmerksam, in dem Bücher an öffentlichen Orten mitgenommen und zeitgleich abgegeben werden können.
„Sowas sollte es in Warstein auch geben?“, dachte sich die Ehefrau des SPD-Fraktionsvorsitzenden Gerd Flaig, und trat kurze Zeit später mit ihrer Idee an den Warsteiner Verein IBAHS heran. Gestern konnte dann das erste offene Warsteiner Bücherregal eingeweiht werden.
Im IBAHS-Café im Müscheder Weg 4 war das Bücherregal bereits zur Einweihung prall gefüllt. Bereits eine Viertelstunde vor der regulären Öffnungszeit um 9 Uhr wartete die erste Leserin, um zahlreiche Bücher abzugeben: „Die Kombination aus öffentlichem Café und einem Ort zum lesen ist wunderbar“, freut sich Gerlind Budde-Rinsche, Leiterin der IBAHS-Tagesstätte.
Auch Andrea Tschernisch kam ins Café, um reichlich Lesestoff abzugeben: „Die meisten Bücher liest man doch sowieso nur einmal. Zum Wegwerfen sind sie aber auch zu schade. Von daher finde ich die Möglichkeit genial, seine gelesenen Bücher zum weiteren Gebrauch hier abzugeben“, so die Warsteinerin, „außerdem gibt es wahrscheinlich viele Personen, die ein bestimmtes Buch gerne lesen würden, es sich aber einfach nicht leisten können. Vielleicht werden sie ja hier fündig.“
Auch Dirk Schwanebeck, Ergotherapeut in der IBAHS-Tagesstätte, begrüßt das neue Angebot: „Das Bücherregal unterstreicht noch einmal, dass wir eine öffentliche Einrichtung für jedermann sind.“ Neben dem durchstöbern des Bücherregals soll man somit auch gleichzeitig Ruhe für eine Tasse Kaffee oder ein Stück Kuchen finden können.
Für den gebürtigen Mendener gilt das Bücherregal als Pilotprojekt: „Ich habe von so einer Aktion vorher noch nie etwas gehört. Aber manchmal muss man mit guten Sachen ja nur anfangen, damit sie funktionieren.“
Von dem Erfolg des Projektes ist Schwanebeck überzeugt: „Wir haben jetzt fast 200 Bücher. Das Regal ist gut gefüllt. Einige Bücher müssen vorerst in Kisten Platz finden. Jetzt bin ich gespannt, wie viele abgeholt und gelesen werden.“ Dass Bücher nicht nur im direkten Tausch gegen andere Literaturwerke ausgetauscht werden müssen, betont Doris Raeder-Flaig: „Natürlich freuen wir uns über neue Bücher, aber natürlich darf man sich auch ein Buch mitnehmen, ohne ein anderes abzugeben. Wenn die abgeholten Bücher gelesen wurden, dürfen sie natürlich gerne wieder zurückgebracht werden“, so die die Ideengeberin, die sich vor allem darüber freut, dass von Kinderbüchern bis Krimis bereits alles im Regel vertreten ist.
Ihr Gatte Gerd denkt bereits einen Schritt weiter: „Man kann am Regal auch Informations-Broschüren über unsere Stadt auslegen. So hätten Touristen im Café einen festen Anlaufpunkt, um Informationen zu erhalten“.
Ein Beitrag vom Soester Anzeiger (Foto: Schröder)